THERAPEUTISCHE METHODE

Systemische Familientherapie

Die systemische Therapie versteht Probleme nicht als Störung eines einzelnen Menschen, sondern vielmehr als Folge einer Störung im sozialen Umfeld des jeweiligen Menschen – also des Systems. Ein System – wie beispielsweise die Familie, die Schule, das Arbeitsumfeld oder der Sportverein – ist ein komplexes Geflecht von Beziehungen, Interaktionen und Dynamiken. Die Wechselwirkungen zwischen der/dem Betroffenen und ihrem/seinem Umfeld stehen also im Fokus der systemischen Therapie. Eine Änderung z.B. im Verhalten oder der Kommunikation einer einzelnen Person in einem solchen System hat Auswirkungen auf alle anderen Mitglieder dieses Systems.

Merkmale und Prinzipien der systemischen Familientherapie sind z.B.:

• Ganzheitlicher Ansatz: Die systemische Familientherapie betrachtet die Familie als Ganzes und konzentriert sich auf die Interaktionen zwischen den einzelnen Mitgliedern des jeweiligen Systems, die das individuelle Wohlbefinden beeinflussen. Sie betrachtet somit nicht nur die Einzelperson, sondern das gesamte soziale System.

• Zirkuläres Denken: Statt linearem Denken (Ursache und Wirkungen), ist in der systemischen Familientherapie zirkuläres Denken vorherrschend. Sie untersucht die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Mitgliedern des Systems, um Muster und Dynamiken zu verstehen.

• Kommunikationsmuster: Ein Schwerpunkt liegt auf der Identifizierung und Verbesserung von Kommunikationsmustern innerhalb des Systems. Therapeut:innen helfen negative Auswirkungen der aktuellen Kommunikation aufzudecken und in weiterer Folge effektivere Wege der Kommunikation zu entwickeln und Missverständnisse zu klären.

• Ressourcenorientierung: In der Systemischen Familientherapie stehen die Stärken und Ressourcen des Menschen sowie seines Systems im Zentrum. Sie ermutigt die Klient:innen dazu, vorhandene Fähigkeiten und positive Aspekte zu nutzen, um Veränderungen herbeizuführen.

• Hier und Jetzt: Systemische Familientherapie fokussiert auf die Gegenwart und die aktuellen Beziehungen innerhalb des Systems, anstatt sich ausschließlich auf die Vergangenheit zu konzentrieren. Dies ermöglicht konkrete Interventionen und Lösungen.

• Lösungsorientierung: Statt sich nur auf Probleme zu konzentrieren, fördert die systemische Familientherapie die Suche nach konkreten Lösungen für gegenwärtige Herausforderungen. Sie ermutigt zu Veränderungen im Denken und Verhalten, um positive Ergebnisse zu erzielen.

• Einbeziehung des Umfelds: Neben der Familie kann die Therapie auch andere relevante Systeme wie Schule, Arbeit oder soziale Netzwerke berücksichtigen. Dies ermöglicht eine umfassendere Sichtweise auf die Herausforderungen und Ressourcen.

• Inklusion aller Systemmitglieder: Systemische Familientherapie ermutigt dazu, alle Mitglieder des jeweiligen Systems einzubeziehen, auch wenn das eigentliche Problem auf den ersten Blick nur eine Person betrifft. Dies fördert ein umfassendes Verständnis der Dynamik im System. Das heißt jedoch nicht, dass alle Mitglieder des Systems erscheinen müssen, aber zu bestimmten Themen kann es hilfreich und sinnvoll sein, wenn einzelne Mitglieder des Systems mit eingeladen werden.